Biografia

Künstlerisches Selbstverständnis
Meine Arbeiten sind Eindrücke einer Frau, die zwischen Orient und Okzident lebt. Diese Geschichte ist einerseits von Diktatoren, patriarchalischen Regimen, Gefangenheit und anderseits von Exil, Sehnsucht, Zerrissenheit und Unvollkommenheit geprägt. Die Menschen in meinen Bildern suchen trotz ihrer Unvollkommenheit nach Ästhetik, Harmonie, Ankommen. Der zentrale Punkt meiner Bilder ist das Dasein im Fremden, wobei die Frauen auch zu Hause fremd waren und es sind.
Meine persönliche Geschichte ist die einer modernen Frau im Jahrhundert der Globalisierung. Die Suche nach einer Identität ist weder orientalisch noch okzidental..
Seit meiner Jugend ist das weibliche Dasein für mich ein zentrales Leitmotiv. Seit den siebziger Jahren steht meine eigene Gefangenschaft unter dem Regime des Schahs im Vordergrund meines Bewusstseins. Diese Erfahrung hat mein Verständnis von Kunst, meine Interpretation und meine Bildersprache beeinflusst. Der Lebensabschnitt in den achtziger Jahren war verbunden mit dem Schicksal der intellektuellen Frau in dem traditionell diktatorischen Land und später in der islamitischen Männerwelt des Irans. Die neunziger Jahre im Exil waren mit Einschränkungen der freien Entfaltung des eigene Individum verbunden. Die Suche nach eigener Identität spiegelt sich in meinem malerischen Stil, der sich zu einer typischen Handschrift entwickelt hat. Dieser Stil spiegelt hauptsächlich den iranischen Mythos, die Tierwelt, die Pflanzen und die heutigen gesellschaftlichen und politischen Themen der globalisierten Welt wieder. Es geht auch um die Vergänglichkeit der Zeit in einer ungeteilten Welt. Da „die einzelnen Räume Teil des Raumes sind“, so Kant.
Die Serie „Epochal“ bezieht sich auf diese grundlegenden Gemeinsamkeiten im Raum und in der Zeit. Seit meinem Aufenthalt in Deutschland (1986) beschäftige ich mich mit der deutschen Philosophie und besonders mit Immanuel Kant, also mit dem Begriff „Vernunft“ und dessen Gegenteil, für mich der iranisch-islamische Mystizismus (im Allgemeinen religiöse Spiritualität). Die iranisch-islamischen Ornamente und der europäische Expressionismus treffen in meiner Malerei aufeinander.
Die Spiegelung der eigenen Geschichte in den Werken einer Künstlerin ist eine Bloßstellung und kann auch weh tun. Für mich steht dabei die bildnerische Auffassung des menschlichen bzw. des weiblichen Daseins im Vordergrund. Der Hintergrund ist nicht kulturell oder ethnisch fixiert. Es geht um vergängliche und instabile Zeichen, Bilder und Worte, und wie wir davon beeindruckt werden. Es geht darum, eine relative und wechselnde Stabilität zu umarmen. Die Kunst hilft uns, diese Herausforderung anzunehmen.
Minoo Khajeh Aldin